WolfsBlog

StadtmacherInnen – Interview

Wer sind eigentlich die StadtmacherInnen? In diesem Interview mit Bernhard Teferle werden diese und viele andere Fragen beantwortet.

Claudia Kronlechner: So Bernhard, kannst du in ein paar kurzen Sätzen sagen, was und wer die „Stadmacher“ sind?

Bernhard Teferle: Eigentlich heißen wir die „StadtmacherInnen“, obwohl auf unserem Logo noch immer „Stadtmacher“ steht. Tja, der Ursprung der Stadtmacher geht zurück auf diesen moderierten Prozess in der Stadtgemeinde Wolfsberg zur Attraktivierung der Wolfsberger Innenstadt. Damals hat es auch die Arbeitsgruppe „Jugend und Kultur“ gegeben und dort habe ich teilweise mitgearbeitet. Aus diesem Prozess sind nur relativ wenige konkrete Projekte entstanden, das „Lila“ (Dorian Melcher), die „Bunte Küche“ und mein Projektentwurf für die „Metamorphosen“, das heißt die Bespielung von Hausfassaden mit Hochleistungsbeamern. Das Projekt war aber unfinanzierbar. Trotzdem haben die Organisatoren dieses moderierten Prozesses mich gebeten, es bei der Abschlussveranstaltung zu präsentieren, was mich eigentlich geärgert hat. Zwar gab es keine Finanzierung, aber sie wollten dann doch dass ich dort auf die Bühne gehe und „Metamorphosen“ präsentiere. Das habe ich dann auch gemacht, aber mit dem Hintergedanken „wenn die nichts machen, machen wir selber etwas“. Der öffentliche Raum hat mich schon immer interessiert, denn eigentlich finde ich das Kunst und Kultur in den öffentlichen Raum gehört und nicht unbedingt irgendwo in definierten abgeschlossenen Räumen stattfinden muss. Daraufhin habe anfangs ich und bald darauf eine Gruppe von motivierten WolfsbergerInnen beschlossen, leerstehende Geschäfte, öffentliche Plätze und Straßen mit Kunst und Kultur zu bespielen. Vom Stadtmarketing Wolfsberg wurde uns dazu eine Förderung zugesagt. Nun beleben wir seit vier Jahren mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Workshops die Innenstadt. Zweimal gab es beispielsweise einen Graffiti-Workshop und unter der Leitung von Natalie Bischof fanden sich Tanzfreudige am Minoritenplatz zusammen, nach dem Motto „Flash-Mob“. Auch Gabi Egger leitete Kunst- und Tanzveranstaltungen.

CK: Dann gab es auch noch die „Artists in Residence“. Karin Rupacher, Simeon Kovacev und Walter Teschl fallen mir dazu ein.

BT: Ja, genau. Also ich denke da ist ja einiges passiert. In den letzten 3-4 Jahren gab es weit über 200 Veranstaltungen und es hat sich herauskristallisiert, dass das ehemalige Modehaus „Hornoff“ quasi unsere Zentrale geworden ist. Im Parterre haben wir die Galerie der StadtmacherInnen installiert und im Keller den Clubraum.

CK: Wenn du zurückdenkst an die letzten Jahre in Verbindung mit den StadtmacherInnen, was sticht für dich heraus?

BT: Tja, dass das Konzept eigentlich vollkommen aufgegangen ist, denn einen Paralleleffekt gab es ja auch. Es waren ja bis zum Beginn der StadtmacherInnen und auch dieses moderierten Prozesses unglaublich viele Leerstände in der Wolfsberger Innenstadt. Jetzt gibt es am „Hohen Platz“ meines Wissens nach keinen einzigen Leerstand, auch wenn zu berücksichtigen ist, dass einige Locations mit öffentlichen Geldern bespielt werden, also a la Stadtwerkstatt oder vielleicht auch der MGV (Männergesangsverein). Diese sind jetzt nicht eins zu eins ökonomisch orientierte Unternehmungen.

CK: Für das Stadtbild hat es schon viel getan.

BT: Ja, für das Stadtbild hat es extrem viel gebracht. Auch in der Johann Offner Straße ist nicht mehr so viel leer wie noch vor ein paar Jahren. Es ist mir auch wichtig zu sagen, dass ja auch von uns ursprünglich bespielte leerstehende Geschäfte dann dauervermietet wurden. Etwa der Friseur in der Johann Offner Straße, „Frisur Pur“, wo wir einmal mit Manuel Tschas und der Tischlerei Penz eine Installation gemacht haben. Auch am heutigen „Scharfen Eck“, dem späteren Geschäftslokal von „Chili Fraunz“, veranstalteten wir Lesungen und Konzerte. Auch die Streetware Boutique „Fesch und Frech“ eröffnete im ehemaligen Flohmarktladen und Kunstdiskonter der StadtmacherInnen. Am Hohen Platz hat sich extrem viel getan, finde ich, denn Richtung Norden waren ja viele Geschäfte leer. Heute ist rund um das Hutgeschäft Krasser jeder Laden vermietet.

CK: Wirst du auf die StadtmacherInnen oft angeredet?

BT: Ja, natürlich mittlerweile schon. Ich bin der „Herr Stadtmacher“ glauben sie ja, denn in der Öffentlichkeit trete vor allem ich auf, aber es gibt ein ziemlich engagiertes Team.

CK: Wer sind die Leute die da am meisten mithelfen?

BT: Ja, allem voran sicher die Andrea Jandl, du, Claudia Kronlechner, der Simeon Kovacev, der mir immer wieder hilft und die Karin Rupacher die die Austellungen kuratiert. Das ist schon eine Riesenhilfe.

CK: Und den Kunstdiskonter hat sie auch sehr gut geführt.

BT: Ja, den Kunstdiskonter hat sie super gemacht und beim zweimaligen Stadtball hat es ein echt großes Team gegeben. Da waren viele, die extrem geholfen haben.

CK: Mit Unterstützung vom Haus der Region und dem Team von Cafino.

BT: Ja, das Haus der Region, die haben auch eine Theke gemacht, und es gibt auch andere Leute wie Brigitte Mayr, die mit Karin Rupacher die Deko gemacht hat, die Leute von Container 25, die, und das ist nicht selbstverständlich, die tollen Discos gemacht haben, sowie viele junge Leute die Lose für die Tombola verkauft und unser Team unterstützt haben. Also da waren schon viele Leute engagiert, wie Michael und Gerda Hatzenbichler, Myriam Robveille usw.

CK: Einige Leute von den „Anteaters“ auch, oder?

BT: Genau.

CK: Also die Bälle waren Highlights. Was noch?

BT: Also herausragend waren die open-air Veranstaltungen. Die haben wir dreimal gemacht, wo es an zwei Tagen jeweils vier Bands, also acht insgesamt gegeben hat. Dann sicher zweimal der Stadtball und der Kunstdiskonter, den es schon dreimal gegeben hat. Heuer gibt es eine Ausstellung mit dem Namen 20×20.

CK: Was ist das?

BT: 25-30 Künstler wurden eingeladen, Kunstwerke im Format 20×20 zu machen, quasi als Referenz an das Jahr 2020.

CK: Ärgert es dich manchmal auch, wenn du auf die „StadtmacherInnen“ angeredet wirst? Wirst du manchmal kritisiert?

BT: Nein, das ist eher die Ausnahme. Kritisiert werde ich vielleicht, das ist aber eine grundsätzliche Kritik, das in diesem Kulturbereich wo wir, aber auch Container 25 sich herumtreiben der gesellschaftspolitisch fixierter ist, dass da einfach auch die Unterstützung zu gering ist. Also wenn man sich vorstellen will, welche Veranstaltungen der Container 25 macht – in normalen Jahren ohne Covid 19 – wahrscheinlich 50 Veranstaltungen und das mit geringen öffentlichen Mitteln. Wir machen im Jahr auch normalerweise 50 Veranstaltungen, verglichen mit einer offiziellen Institution wahrscheinlich zu einem Zehntel der Kosten. Da liegt so viel Potenzial brach.

CK: Aber du bist grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung?

BT: Ja, natürlich.

CK: Und das wird auch so weiter gehen?

BT: Solange diese grundlegende Finanzierung da ist, wird es uns sicher weiterhin geben, ja. Da ist ja auch ein bisschen die Frage, was wird aus der StadtmacherInnenzentrale, nachdem Herr Gutschi das Gebäude gekauft hat. Können wir längerfristig bleiben oder nicht, werden wir uns eine andere Location suchen müssen?

CK: Hast du mit ihm schon einmal gesprochen?

BT: Nein, aber Eva Schatz von der Stadtgemeinde hat mit ihm geredet und dieses Jahr ist noch alles in Ordnung und dann schauen wir weiter.

CK: Vielen Dank, Bernhard, für deine ehrliche Worte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.