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Wer ist Chili Fraunz?

Claudia: Ich sitze ich hier im Laden von Chili Fraunz, der eigentlich nicht Chili Fraunz heißt, oder?

Fraunz: Stimmt, eigentlich heiße ich Christian Franz Klary. Den Mittelnamen habe ich jahrelang verschwiegen, denn wer will als Jugendlicher im Lavanttal Franz heißen? Mit dem Alter hat sich das verändert und ‚Chili Fraunz‘ als Marke hat für mich am besten geklungen. Ich hatte dafür keine Werbeagentur oder sowas, das war eine Kopfgeschichte von mir. Ich bin auch kein Marketingstratege, aber im Geschäft bin ich eben das Mädchen für alles.

C: Wie lange gibt es deine Produkte schon?

F: Chili Liebhaber bin ich schon länger, ich könnte nicht einmal sagen wie lange das jetzt schon zurückgeht. Das hat eigentlich auf der Montage angefangen. Ich war weltweit viel unterwegs und da lernte ich neue Geschmäcker kennen, auch verschiedene Chilis. Ich habe das dann irgendwie alles kombiniert, mit Mango und Chili hat das Ganze begonnen: die Soße Mango Madness. Die habe ich seinerzeit nur für mich gemacht, für mich und meine Freunde bei uns zuhause. Diese Kombination, Mangos und Habaneros, das hat für mich gepasst. Dann kamen die Fragen – „Wo hast du die Soße her? Wenn du sie das nächste Mal einkochst, mach für mich ein Glas mit.“ – und dann ist die Nachfrage immer größer geworden. Das war der Startschuss für die Chili Leidenschaft, aber den ‚Chili Fraunz‘ hat es noch nicht gegeben, bis ich mich dann beruflich umentscheiden musste, ob ich es jetzt so ausprobiere. Die Liebe zu den Chilis ist sowieso immer größer geworden, aber das war einfach eine Umstrukturierung im Leben von der beruflichen Seite. Ich wollte nicht mehr auf Montage fahren, mehr zuhause sein und es gab ein paar Ereignisse bei denen ich gesagt habe „Ok, das muss ich nicht haben in meinem Leben.“ Ich dachte mir ich nehme es als Absprungbrett und mach mir den Hobby zum Beruf, was ich jetzt seit 2015 mache.

C: Wie war das am Anfang?

F: Ich war viel auf Märkten unterwegs überall, wie in St. Andrä oder auch der Kolomonimarkt in Wolfsberg, viele kleineren Geschichten die sich noch bewerkstelligen ließen und später kam das Gackern noch dazu. Ich hab mich mit anderen regionalen Produzenten vernetzt. Das Haus der Region war schon am Anfang ein wichtiger Partner, weil sie mich unterstützt haben.

C: Und die Idee zum Laden?

F: Das war eigentlich wieder so eine spontane Aktion. Ich denke es hilft nichts: Wenn man etwas machen will, dann soll man es machen. Ich hatte eigentlich eine andere Lokalität im Visier, mit einem kleinen Verkaufsraum, da mir das mit den Märkten langsam zuviel wurde, mit dem ständigen Hin und Herfahren. Also suchte ich etwas Stationäres. Ich habe mir dann in Wolfsberg wie gesagt einen kleinen Laden angeschaut, bin dann Schatz Eva vom Stadtmarketing über den Weg gelaufen und sie sagte „Was machst denn du hier in der Stadt, Chili Fraunz?“ Ich sagte ich suche einen Laden und sie hat dann diesen Laden vorgeschlagen, den ehemaligen Sajovitz. Ich war schon immer in dieses Holz Interieur verliebt, weil es einfach urig und schön ist. Sie hatte auch die Nummer von der Vermieterin, also riefen wir sie schnell an. Zehn Minuten später saßen wir dann hier zusammen und eine Viertelstunde später war schon alles geregelt. Das war ein Glücksgriff, denn hier kann ich kochen, einlagern, präsentieren und verkaufen, alles an einem Standort. Das Kühlhaus haben wir zu einer Gastroküche umgebaut, sodass man hier Lebensmittel produzieren kann und ich habe einen schönen, großen Verkaufsraum und ein bisschen Lagerfläche. Und das im Herzen von Wolfsberg!

C: Was würdest du sagen sind die meist verkauften Produkte? Ist Mango Madness dabei?

F: Sagen wir so, die milderen Sachen ziehen bei den Lavanttalern jetzt einmal grundsätzlich vor. Es gibt dann natürlich die sehr scharfen Soßen, die bei richtigen Chili-Liebhabern irrsinnig gut ankommen. Die Salze werden auch ziemlich gut angenommen, also Meersalz mit Chili vermengt. Aber es gibt eigentlich kein klassisches, bestes Produkt, das ist immer je nach Käufer und Schärfegrad.

C: Kommen auch Leute von weiter weg her?

F: Es war sogar schon eine Australierin da, die für ihre Verwandten zuhause Chili Salze aus dem Lavanttal einkaufte. Das war das Weiteste, aber sonst ist unser Klientel von überall her, da das Lavanttal ja auf dem Weg liegt wenn man in den Süden fährt.

C: Wie finden sie dich?

F: Ich bin auf Facebook und Instagram. Ich lasse das aber gerne schleifen, sagen wir einmal so, weil ich eben eher in der Küche bin und eher bei den Kunden und Abends bin ich zu müde für die sozialen Medien. Es gibt schon diverse Werbungen, wenn ich manchmal ein Werbebudget habe aber größtenteils funktioniert es durch Mundpropaganda, also wenn Leute Positives weitererzählen.

C: Jeder hat so sein Lieblingsprodukt, bin ich draufgekommen. Eine Freundin von mir liebt das Blackberry Chili Jelly und das ist auch mein Favorit. Mein Mann mag die Tropical Sweet & Sour, aber mein Sohn in Wien hat gern das richtig scharfe Scorpion Hell.

F: Bei mir kann man natürlich alles durchprobieren – von mild bis sehr scharf – und so findet jeder seinen bevorzugten Schärfegrad und Geschmacksrichtung. Wenn man mich kurz vorher anruft können auch mehrere Leute zu einer Verkostung kommen, oder man kann jemandem so etwas schenken, zum Geburtstag zum Beispiel, auch in Kombination mit einem Gutschein, da bin ich relativ flexibel. Da ich ja eine One-Man-Show bin kann ich ja alles machen. Zurzeit habe ich wieder Einiges zu tun, da ja gottseidank wieder Hochzeiten stattfinden und ich auf Bestellung Gastgeschenke individuell abfülle, in allen Variationen.

C: Du kochst überhaupt gerne, lässt auch gerne die Grillgabel schwingen für deine Kunden. Hast du vor, beim Schön-Sonntag-Markt etwas zu machen?

F: Da werde ich mich höchstwahrscheinlich wieder mit Dohr Stefan zusammentun, der mittlerweile ein guter Freund und Geschäftspartner geworden ist, mit dem ich auch Schnäpse mit Chili produziere, sowie Lammwürstel und Trockenwürstel. Wir planen Lammselchwürstel mit Brot anzubieten, also eher so auf der rustikaleren Seite, Gutes vom Bauernhof. Dohr Stefan hat eine Weidelammzucht und hat da beste Qualität und er würzt gerne mit meinen Produkten seine Schnäpse, sein Fleisch, ziemlich alles mittlerweile.

C: Du hast auch einiges von anderen Produzenten im Geschäft.

F: Ja, hauptsächlich Produkte von Dohr Stefan, aber auch das scharfe St. Michöl Kürbiskernöl als Chili Fraunz Edition. Auch mit Prime Insects arbeiten wir zusammen, da liefere ich eben Chili Salz und Chilis für die scharfen Würmchen. Wir verkaufen auch Meloni, ein erfrischendes und spritziges Getränk von einem kleinen Familienbetrieb aus Villach, da unterstützen wir uns gegenseitig. So ist es auch möglich sehr individuelle Geschenkboxen zusammenzustellen, die auch verschickt werden können.

C: Wie schnell kannst du solche Boxen zusammenstellen?

F: Sowas kann ich ganz schnell richten. Von Kleinigkeiten bis zu großen Geschenkskörben für runde Geburtstage kann ich eigentlich alles machen, insofern ich nicht gerade in der Küche stehe und Soßen produziere.

C: Wo wachsen eigentlich die ganzen Chilis?

F: Die Chilis wachsen verteilt im Lavanttal, auf verschiedensten Standorten, weil ich immer mehr brauche und gute Freunde habe, die mich da ein bisschen unterstützen. Hier zwanzig Stöcke, dort dreißig Stöcke, da würde ich mich alleine beim hegen und pflegen der Pflanzen schon wesentlich schwerer tun.

C: Ich habe beim vorbei Gehen am Laden schon manchmal eine Tafel an der Tür gesehen „Bin heute nicht im Laden, bin im Garten.“

F: Ja, da steht eben wieder hegen und pflegen an. Besonders zur Erntezeit ist dann immer lustig, die beginnt Ende August und dann ist zwei Monate Chili schneiden angesagt. Eine scharfe Sache, bei der ich Taucherbrille, Handschuhe und jede Menge Schutzausrüstung brauche. Es gibt Chilis, die Weltrekordhalter sind was die Schärfe angeht und bei mir reichen die Chilis ja vom Schärfegrad Null bis zum Weltrekordhalter. Dafür gibt es die Scoville-Skala die von Null, bei der Gemüsepaprika, bis zu 2,2 Millionen bei Carolina Reaper erreicht. Wenn ich die Chilis da verarbeite muss ich es so einplanen, dass der Laden danach einige Tage zu hat, da die Schärfe länger in der Luft liegt.

C: Und was ist der Unterschied zwischen deinen Chili Rubs und den Chili Salzen?

F: Die Rubs sind eben aus dem amerikanischen, von „einreiben.“ Das sind fertige Trockengewürzmischungen, komplett mit Salz und den ganzen Gewürzen dabei. Ich produziere ja alles ohne Füllstoffe, zum Beispiel die Soßen ohne Wasser. Ich schaue, dass ich sehr viel Geschmack hineinbringe, dass man wenig davon benutzen muss und länger etwas davon hat. Die Rubs sind eigentlich zum würzen da, vor dem Anbraten, so wie zum Beispiel der Arrabiata Rub, der auch irrsinnig gut ist auf das Frühstücksei, Pizza oder Gulasch, man kann es überall draufgeben. Mit den verschiedenen Salzen arbeitet man eher noch, fügt vielleicht noch etwas Anderes hinzu. Die Chili Salze sind zurzeit die pureste Form des Chilis bei mir. Es ist geplant dass wir heuer, abhängig von der Ernte, auch Chili Flocken produzieren werden. In Mühlen oder im Pulver, aber das dauert immer ein bisschen bis sich eine Idee verwirklichen lässt. Wenn man alles alleine macht ist das manchmal schwierig. Das erklärt auch den Preis. Auf einen Becher Sauerrahm reicht oft ein Löffel einer Soße und die Sauerrahmsoße ist fertig. Man kriegt aus einem kleinen Glas wirklich sehr viel heraus, wenn man beim Produzieren auf den Geschmack fixiert ist und das Wasser weglässt. Es muss einem immer bewusst sein, man bekommt das wofür man zahlt.

C: Ja, und es wird ja fast alles gestreckt, auf irgendeine Art und Weise.

F: Größere Hersteller werden natürlich versuchen sehr viel Menge aus einem Lauf herauszubringen, denn das ist für die Gewinnspanne besser. Ich habe, wenn ich jetzt eine normale Soße mache, einen Maximalausstoß von sechzig Gläsern. Da bin ich aber dann schon fast einen ganzen Tag beim Kochen, die Verarbeitung von dem Produkten nicht mitgerechnet, so wie Paprika schneiden, Mango filetieren usw.

C: Das ist dann also nur für das Kochen, das Einfüllen, das Etikettieren.

F: Naja, etikettieren auch nicht, das ist einfach der Herstellungsprozess, weil ich mich wie gesagt der geschmacklichen Richtung verschrieben habe, sodass man bei jeden Tropfen sagen kann: „Wow, das schmeckt aber ganz gut!“

C: Das ist auch wirklich so, diese Erfahrung habe ich selbst gemacht. Hast du auch Pläne für die Zukunft? Geht dein Kopf über vor Ideen oder hast du schon alle Ideen verwirklicht?

F: Nein, mein Kopf geht immer über. So wie es einem in der heutigen Zeit geht muss der Kopf auch immer übergehen, denn wenn man stehen bleibt wird es ein bisschen schwierig. Aber es ist einfach überall die ganze Situation im Moment etwas schwierig, da muss man abwarten was die nahe Zukunft bringt und flexibel bleiben. Obwohl ich schon vieles verwirklicht habe und es schon mittlerweile das 7. Jahr ist, ist mein Geschäft trotzdem noch immer in den Kinderschuhen. Als Selbstständiger stehe ich eigentlich noch am Anfang, muss die Leute noch für mich gewinnen, davon überzeugen dass der Preis gerechtfertigt ist für meine Produkte. Das ist eben die Herausforderung. Es kommen auch immer mehr, das unterschiedlichste Publikum. Vom Schuljungen, der sein Geld zusammenkratzt für eine Soße, bis hin zum Pensionisten, der seine Gulaschsuppe noch ein bisschen schärfer haben will, weil er eben auf Geschmack achtet – Ja, bunt gemischt. Eine neue Idee von mir ist Chili-Salz 2GO. Das ist eine Mini-Mühle zum mitnehmen, wenn man zum Beispiel essen geht und die Schärfe fehlt. Es hat eben nicht jedes Lokal hochqualitative Chilis, also habe ich mich entschlossen kleine Mühlen zu machen, angefangen mit dem Hot Lemon Salz, mit Chili und Zitrone. In näherer Zukunft wird es dann wahrscheinlich kleine Chili Mühlen geben, nur mit Chili Pulver oder Chili Flocken, zum Einstecken, zum Mitnehmen beim Wandern oder wenn man Campen geht zum Beispiel. Bei mir heißt es immer „Learning by Doing.“ Das ist etwas, was mich mein ganzes Leben schon leitet, schon als ich als gelernter Zahntechniker umdisponiert habe um weltweit auf die Montage zu gehen und auch als ich wieder sesshaft wurde, als Quereinsteiger in das Chili Geschäft gekommen bin und ‚Chili Fraunz‘ geboren wurde.

C: Und bist du gerne im Lavanttal?

F: Sagen wir so, das Lavanttal ist etwas ganz Eigenes. Wir wohnen hier auf einen schönen Fleck. Ich sage immer es ist „die Insel der Glückseeligen.“ Hier passt einfach alles zusammen. Die Leute sind meistens nett, das Klima, das Tal ist einfach etwas Schönes. Ich bin immer gerne zurück nach Hause gekommen, als ich noch auf Montage unterwegs war. Wenn man einmal weg war weiß man wieder, wie schön es zuhause ist.

Kontakt: Chili Fraunz

Christian Franz Klary

Hoher Platz 4

9400 Wolfsberg

+43 (0)699 173 280 19

office@chilifraunz.at

Öffnungszeiten

DI-FR 9:00-13:00 UHR & 15:00-18:00 Uhr

SA 9:00-13:00 Uhr

Montag Ruhetag

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